Erhält eine Person die Diagnose Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, ändert sich das alltägliche Leben – sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Oftmals benötigen erkrankte Personen die Unterstützung ihres Umfelds. Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) kann demnach nicht nur die Betroffenen selbst belasten, sondern auch Freund*innen, Ehepartner*innen und die Familie. Umso wichtiger ist es, dass auch Angehörige gut auf sich selbst und die eigenen Kräfte achten.
Die Diagnose CED zu bewältigen, ist herausfordernd – nicht nur für die Patient*innen. Neben ihnen sind auch ihre Angehörigen betroffen, die sie in ihrem Alltag mit der Erkrankung begleiten und unterstützen.
Möglicherweise sind Sie solch eine Angehörige oder solch ein Angehöriger. Oft ändert sich mit der Erkrankung auch der gewohnte Alltag. Vieles ist fortan auf die CED ausgerichtet und steht oft im Mittelpunkt des gemeinsamen Lebens: Häufige Toilettengänge, Bauchschmerzen und Durchfälle bestimmen gemeinsame Unternehmungen und Aktivitäten.
Für Sie als vertraute Person kann das eine echte Gratwanderung sein: Wann wird wirklich Hilfe benötigt, wann ist es dem Betroffenen oder der Betroffenen vielleicht zu viel? Wie viel Unterstützung ist angemessen – und ausreichend?
Oft sind Hürden leichter zu bewältigen, wenn man eine Person an seiner Seite hat. Auch bei einer CED kann das helfen. Gehen Sie beispielsweise gute Vorsätze, wie eine darmgesunde Ernährung oder mehr Bewegung, gemeinsam an. So unterstützen Sie die erkrankte Person und profitieren auch selbst von den entsprechenden Vorteilen. Kochen Sie zusammen ein neues, dem Darm schmeichelndes Gericht und gehen Sie vorher zu zweit einkaufen. Neues auszuprobieren, macht Spaß und fördert Ihrer beider Gesundheit.
In der Broschüre Genussrezepte bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen finden Sie eine Vielzahl an leckeren Rezepten.
Gleiches gilt für Bewegung und Sport: Den inneren Schweinehund zu überwinden, ist zu zweit einfach leichter.
Einer anderen Person unterstützend zur Seite zu stehen und den Herausforderungen einer Erkrankung gemeinsam zu begegnen, ist oftmals eine belastende Aufgabe. Nicht zuletzt, weil Angehörige dabei ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen und sich selbst aus dem Fokus rücken.
Doch um Hilfe leisten zu können, ist auch ein gesunder Egoismus wichtig. Dazu gehört, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu (er)kennen und mit den Kräften hauszuhalten. Möglicherweise kennen Sie Momente, in denen Sie Ihr eigenes Wohlergehen als nicht so wichtig angesehen haben. Doch Selbstfürsorge ist essenziell. Geben Sie auf sich acht und pflegen Sie einen gesunden Umgang mit Ihren körperlichen und seelischen Ressourcen.
Dafür kann es sinnvoll sein, sich ab und an Zeit für sich zu nehmen. Entdecken Sie ein fast vergessenes Hobby neu oder gehen Sie einer alten Leidenschaft nach. Behalten Sie Ihre eigenen Interessen genauso im Blick wie die Bedürfnisse der Person, die Sie tagtäglich unterstützen.
Bisweilen kann ein klärendes Gespräch notwendig sein, um die eigenen Gefühle und Gedanken äußern zu können. Gehen Sie möglichen Konflikten nicht aus dem Weg, sondern setzen Sie sich zusammen und reden Sie miteinander. Können beide Seiten in einem respektvollen Rahmen ihre Gefühle und Ansichten äußern, kann Klarheit entstehen und viele kleine Konflikte lösen sich von selbst.
Sollte Ihnen doch einmal alles zu viel werden, ist es wichtig, dass auch Sie sich Unterstützung suchen. Nehmen Sie Hilfe an oder bitten Sie aktiv darum.
Manchmal kann es schon helfen, sich mit anderen auszutauschen und sich die Belastungen von der Seele zu reden. Idealerweise sprechen Sie mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie Sie. In einem solch geschützten Rahmen haben Sie die Möglichkeit, Ihre Sorgen oder Unsicherheiten frei zu äußern. Zudem kann ein Gespräch mit Gleichgesinnten neue Anregungen bringen: Vielleicht werden Sie durch eine andere Perspektive oder Herangehensweise im Hinblick auf Ihren eigenen Alltag inspiriert. Oder Sie inspirieren Ihr Gegenüber.
Auch professionelle Hilfe in Form einer Gruppen- oder Einzeltherapie kann helfen und herausfordernde Zeiten leichter machen.
Probieren Sie aus, was zu Ihnen passt und in welchem Rahmen Sie sich aufgehoben fühlen. Sich Hilfe zu suchen und über die eigenen Belastungen zu sprechen, erfordert oftmals Mut. Doch denken Sie daran: Es geht um Sie.
Eine besondere Form der Unterstützung leisten Eltern von erkrankten Kindern. Wenn das eigene Kind krank ist, prägen neben den normalen „Elternsorgen“ auch Gedanken über die Erkrankung den Alltag.
Beziehen Sie die Schule, den Kindergarten und mögliche Freizeit-Institutionen in die Erkrankung Ihres Kindes mit ein. Informieren Sie die Verantwortlichen darüber, dass eine CED vorliegt, und klären Sie sie über wichtige Aspekte auf. Wenn wichtige Menschen aus dem Umfeld Ihres Kindes Bescheid wissen, kann das Sie als Eltern entlasten. Zudem hilft diese Offenheit auch Ihrem Kind, denn alle wichtigen Stellen wissen Bescheid und es muss sich nicht länger erklären.
Auch in Ihrem eigenen Alltag müssen Sie die Herausforderungen der Erkrankung nicht allein bewältigen: Teilen Sie bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten doch einmal mit Ihrem Umfeld. Großeltern, Freund*innen oder Bekannte helfen Ihnen sicherlich gern. Möglicherweise geht Ihre Freundin mit Ihrem Kind ein Eis essen oder kann ein paar Erledigungen für Sie übernehmen. Sprechen Sie Personen in Ihrem Familien- und Freundeskreis offen an und bitten Sie aktiv um Mithilfe.
Dinge auch einmal abzugeben und andere einspringen zu lassen, schont Ihre Kräfte und verschafft Ihnen Zeit für sich. Nehmen Sie sich als Eltern einige Stunden zu zweit, verbringen Sie einen romantischen Abend zusammen oder gehen Sie einem regelmäßigen Hobby nach. Haben Sie Kraft gesammelt, können Sie auch wieder für Ihr Kind da sein.
Unterstützung bieten auch Selbsthilfegruppen, in denen sich Eltern von erkrankten Kindern miteinander austauschen. Vielleicht können Sie herausfinden, ob es eine Gruppe ganz in der Nähe gibt. Gemeinsam voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen, kann einiges an Kräften mobilisieren.
Ist der Bruder oder die Schwester erkrankt, ist das häufig auch für die gesunden Geschwister belastend. Oft liegt der Schwerpunkt der elterlichen Fürsorge auf dem erkrankten Kind, wodurch sich die Geschwisterkinder vernachlässigt fühlen – nicht immer können sie schon verstehen, warum die Erkrankung besondere Aufmerksamkeit erfordert.
Klären Sie Ihr gesundes Kind über die Erkrankung und die besondere Situation des Geschwisterkindes auf. Erklären Sie in einfachen Worten, warum manchmal ein Ausflug abgesagt werden muss oder manche Spiele nicht gespielt werden können.
Ihrer gesunden Tochter oder Ihrem gesunden Sohn kann es zudem guttun, wenn Sie sich ganz bewusst Zeit für sie oder ihn nehmen. Planen Sie ab und an einen Tag nur für Sie beide ein oder erleben Sie gemeinsam etwas Aufregendes. In diesem geschützten Rahmen hat Ihr Kind auch die Möglichkeit, über die eigenen Gedanken und Gefühle zu sprechen. Manchmal ist es auch hilfreich, das Kind in Momenten der Ruhe direkt anzusprechen, etwa beim zu Bett gehen oder während des gemeinsamen Essens. Damit zeigen Sie, dass Sie die Sorgen ernst nehmen und immer ein offenes Ohr haben.
Wenn Sie bemerken, dass Ihr gesundes Kind überfordert scheint und ihm die Situation zu viel wird, kann fachliche Hilfe sinnvoll sein – beispielsweise durch eine Kinderpsychologin oder einen Kinderpsychologen.
Biogen-190648