Die Pubertät ist eine Lebensphase, in der vieles gleichzeitig passiert. Neben Gefühlschaos, körperlichen Veränderungen und wichtigen Entscheidungen steht für Jugendliche mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung ihre sogenannte Transition in die Erwachsenenmedizin an. Dabei handelt es sich um mehr als den bloßen Wechsel von der kinderärztlichen Betreuung, der Pädiatrie, zu einem Rheumatologen oder einer Rheumatologin. Als Teil deines Erwachsenwerdens ist der Transitionsprozess eine ideale Chance, um mehr Wissen über dich und deine Erkrankung zu gewinnen, autonomer zu werden und deinen eigenen Weg zu finden.
Wer den Abschnitt bereits selbst erlebt hat, weiß: Erwachsenwerden ist kein Zuckerschlecken. Große Gefühle, neue Aufgaben und wertvolle Erfahrungen – auf junge Menschen prasselt vieles gleichzeitig ein. Zusätzlich herausgefordert werden Jugendliche, die an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung, wie beispielsweise der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), leiden. Damit du neben all dem auch dein Rheuma im Blick behältst, ist ein gut geplanter Transitionsprozess hilfreich.
Für entzündliche Erkrankungen des menschlichen Bewegungsapparats sind Rheumatolog*innen zuständig. Mit deinem Wechsel von der pädiatrischen Versorgung zu einem Rheumatologen oder einer Rheumatologin für Erwachsene stellst du sicher, dass du auch weiterhin medizinisch optimal versorgt wirst. Gleichzeitig entscheidest du aktiv über deinen Lebensweg.
Viele Kinder und Jugendliche mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung erleben es als großen Einschnitt, nicht mehr von ihrem Kinderrheumatologen oder ihrer Kinderrheumatologin versorgt zu werden. Versuche, den Wechsel in die Erwachsenenmedizin möglichst nicht als Bruch, sondern als natürlichen Teil des Erwachsenenwerdens zu verstehen.
Auf der anderen Seite ist es eventuell auch dein Wunsch, zu einem Rheumatologen oder einer Rheumatologin zu wechseln, da du dich als Teenager in der Pädiatrie nicht länger wohlfühlst. Auch kann deine Behandlung von dem Wechsel profitieren, da sich nun ein Spezialist oder eine Spezialistin um dein Rheuma kümmert.
Eines der wichtigsten Ziele der Transition ist es, Betroffene auch weiterhin medizinisch bestmöglich zu betreuen. Damit dies gelingt, sollte der Übergang in die Erwachsenenversorgung so gut vorbereitet werden, wie möglich. Viele junge Rheumatiker oder Rheumatikerinnen erzählen beispielsweise davon, dass ihre Transition sehr abrupt oder während eines Schubs erfolgte. Damit du dich von Anfang an gut bei deinem neuen Arzt oder deiner neuen Ärztin aufgehoben fühlst, solltest du also rechtzeitig wechseln.
Den anstehenden Übergang musst du dabei keineswegs allein meistern. Wenn du dich entscheidest, in die Erwachsenenmedizin zu wechseln, erfolgt dies üblicherweise in Team-Arbeit. Egal ob dein Pädiater oder deine Pädiaterin, dein Erwachsenenrheumatologe oder dein Fachpersonal für Rheumatologie, deine Eltern oder gegebenenfalls auch ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin: Sie alle können dich bei deiner Transition begleiten und unterstützen.
Wie eine Transition organisiert und durchgeführt wird, kann sich individuell unterscheiden. Oftmals informieren Pädiater*innen den nachfolgenden Arzt oder die nachfolgende Ärztin über die Krankengeschichte, die Art der entzündlich-rheumatischen Erkrankung, möglichen Medikamentenunverträglichkeiten und vieles mehr.
Eine weitere Möglichkeit ist, zusammen mit deinem Kinderrheumatologen oder deiner Kinderrheumatologin einen speziellen Transitions-Pass auszufüllen. In dem von der Deutschen Rheuma Liga erstellten Therapiebegleitheft kannst du alle wichtigen Informationen zu deinem Krankheitsverlauf sammeln und sie deinem Rheumatologen oder deiner Rheumatologin bei deinem ersten Besuch vorlegen.
Wann genau du in die Erwachsenenmedizin wechselst, entscheidest du selbst. Eine gute Voraussetzung ist, wenn du dich sowohl körperlich als auch psychisch für den Schritt bereit fühlst. Darüber hinaus ist es ratsam, sich möglichst frühzeitig, beispielsweise ab deinem 16. Geburtstag oder früher, mit dem Thema zu beschäftigen. Insbesondere die Suche nach einem geeigneten Rheumatologen oder einer Rheumatologin in deiner Nähe kann viel Zeit beanspruchen, denn nicht immer passt die Chemie zwischen Patient*in und dem neuen Arzt oder der neuen Ärztin auf Anhieb.
Beachte auch, dass eventuell örtliche Veränderungen vor dir liegen - vielleicht wirst du aufgrund eines Studiums oder einer Ausbildung umziehen oder aber einen Job in einer anderen Stadt beginnen. Mit einer frühzeitig geplanten Transition kannst du deine Therapie optimal an deine neue Lebensphase anpassen.
Schulabschluss, Führerschein, Weltreise oder doch lieber Geld verdienen: Wenn junge Menschen erwachsen werden, stehen sie vor grundlegenden Veränderungen in ihrem Leben. Nicht nur aus medizinischen Gründen, sondern auch für deine weitere Entwicklung ist deine Transition wichtig.
Denn je mehr du deinem Alter entsprechend über deine Erkrankung und deine Therapie weißt, desto selbstständiger und unabhängiger wirst du auch. Indem du anstelle deiner Eltern deine ärztlichen Termine organisierst, dich aktiv mit deiner Erkrankung auseinandersetzt, dir einen Rheumatologen oder eine Rheumatologin in deiner Nähe suchst und dich zunehmend selbst um deine Versorgung kümmerst, vollziehst du gleichzeitig einen bedeutenden Schritt Richtung Erwachsenwerden. Die Entscheidung, wie du dein Leben fortan gestaltest, liegt jetzt vor allem bei dir selbst.
Du möchtest mehr über Transition erfahren, suchst nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten für deinen Ärzt*innen-Wechsel oder möchtest dich mit anderen Betroffenen austauschen? Die nachfolgende Übersicht liefert hilfreiche Links und Kontaktadressen.
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